Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald…das kann euch auf dem Waldfriedhof im Stadtteil Hadern auch passieren. Denn das ist ein richtiger Wald. Halt mit Gräbern. Und einem Pfefferkuchenhäuschen…
Der Waldfriedhof gehört zu den vier großen Friedhöfen, die von 1899 bis 1907 nach Plänen von Stadtbaurat Hans Grässel errichtet wurden. Nagelneu und wegweisend in Europa war das von Grässel entwickelte Konzept: erstmals wurden Grabstätten, Gebäude und Friedhofswege in einen bereits bestehenden Wald integriert. Der Waldcharakter und das Naturerlebnis standen im Vordergrund. Daher sind die Gebäude im Waldfriedhof schlicht und niedriger als die sie umgebenden Bäume. Die geschwungenen Wege haben teilweise den Charakter von Waldpfaden.
- Von 1905 bis 1907 wurden im ehemaligen Hochwaldforst des Schlosses Fürstenried hainartige Grabfelder angelegt. Nach einer Erweiterung in den 1960er Jahren umfasst der Waldfriedhof heute eine Fläche von rund 160 Hektar mit über 64.000 Grabstätten (das sind fast doppelt so viele wie auf dem Ostfriedhof). Nicht nur das Christentum ist vertreten: 1955 wurde an diesem Ort das erste islamische Grabfeld Deutschlands geschaffen. Außerdem befindet sich hier der Neue Jüdische Friedhof.
Natürlich könnt ihr auch auf diesem Friedhof nach Promigräbern suchen und fündig werden. So sind u.a. die Schriftsteller Michael Ende („Die unendliche Geschichte“) und Lena Christ („Die Rumplhanni“, „Madam Bäurin“) hier begraben, wobei Lena Christ mit dem Waldfriedhof auf eine sehr tragische Art verwoben ist.
Am Ende des ersten Weltkriegs lernte sie einen jungen Sänger kennen, verliebte sich und verließ ihren Mann. 1920 wurde sie ihrerseits von dem Sänger verlassen, geriet außerdem in wirtschaftliche Not und kam durch das Fälschen von Künstlersignaturen auf Gemälden in Konflikt mit dem Gesetz. Von einer Gefängnisstrafe bedroht, fuhr sie am 30. Juni 1920 mit der Straßenbahn zum Waldfriedhof. Dort traf sie ihren Exmann Peter Jerusalem, der ihr eine Dosis Zyankali überreichte. Damit setzte Lena Christ im Alter von 38 Jahren auf dem Waldfriedhof ihrem Leben selbst ein Ende.
Den Waldfriedhof erreicht ihr, wenn ihr mit der U6 (Richtung Klinikum Großhadern) bis zur Haltestelle Holzapfelkreuth fahrt. Von dort führt die Fürstenrieder Straße direkt zum Friedhof. Und trotz trauriger Geschichten – wenn man vom Verkehrsgewummer auf der Fürstenrieder Straße abbiegt in den Waldfriedhof, kommt mit der Stille und dem Holzgeruch, vermischt mit zartem Blumenduft, rasch Erholung auf. Und die Phantasie kann auf Reisen gehen… an manchen Ecken wäre ich nicht sicher, ob einem dort zu nächtlicher Stunde nicht doch mal ein Vampir begegnet…
Tagsüber ist es einfach ein schöner Waldspaziergang. Den ihr abrunden könnt mit einem Stück hausgemachtem Kuchen im stilecht durchdesignten 1950er Jahre-Café „Kubitscheck“ (Waldfriedhofstraße 105) oder mit einer Biergarten-Brotzeit in der „Einkehr zur Schwaige“ neben dem Schloss Fürstenried (Forst-Kasten-Allee 114).
Das ist eine tolle Idee und für einen ruhigen Spaziergang durchaus interessant. Danke für den Tipp!