„Zehn außergewöhnliche Merian-Tipps mit denen man das Besondere an München erleben kann.“ So steht es auf der Rückseite des Reiseführers Merian live! München. Ob man das Besondere mit diesem Büchlein erlebt, wollten wir herausfinden…
Die Grundlagen:
Was äußerlich schon mal auffällt ist die etwas höhere Seitenzahl und dadurch Dicke des Stadtführers. Dennoch besitzt er Hosentaschenformat wie viele andere seiner Art.
Die Inhalte sind weniger klar strukturiert als in anderen Reiseführern und so finden sich nach dem Willkommens-Editorial die „Merian TopTen“ und die „Merian Tipps“. Die Unterscheidung ist jedoch etwas sonderbar, da in beiden Kurzübersichten Sehenswürdigkeiten aufgelistet werden. Erst bei näherer Betrachtung bemerkt man, dass die Merian Tipps helfen sollen, „München zu entdecken, wie es nur Einheimische kennen“. Aha, die Merian TopTen sind also die Touristenfallen ;-). Doch die (ebenfalls 10) Merian Tipps sind größtenteils ebenfalls touristische Hotspots. Na gut sagen wir B-Prominenz unter den Sehenswürdigkeiten. Aber weder im weißen Bräuhaus im Tal noch am Chinesichen Turm noch in der Amalienburg im Schlosspark Nymphenburg findet man ausschließlich Einheimische, denn genau diese Punkte stehen in nahezu jedem Reiseführer.
Weiter in die Szene…
Was jetzt folgt ist anders als in den meisten Reiseführern. Der obligatorische „Übernachten-Essen-Shoppen-Teil“ kommt als erstes, noch vor irgendwelchen Stadtrundgängen oder Informationen. Positiv fällt der Querschnitt durch die jeweilige Szene auf – auch preislich.
Doch was ist das? Zwischendrin versteckt sich das Mini-Thema „Grüner reisen.“ Das ist neu! Und die Tipps für grüner essen, trinken und einkaufen gefallen gut. Lediglich die Lage im Reiseführer (zwischen „normalem“ Essen und Einkaufen) irritiert ein bisschen. Hier könnte man noch über eine Umordnung nachdenken. Wunderbar gelungen sind dagegen die Sonderinfos für Familien. So etwas fehlt in anderen Reiseführern schlichtweg.
Hin und wieder stolpert man übrigens über ein Thema, das sich „Im Fokus“ nennt und auf eine auflockernde Art und Weise den jeweiligen Themenkomplex genauer beleuchtet und Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise den Viktualienmarkt detaillierter beschreibt. Beim „Am Abend“-Teil fiel der starke Fokus auf Theater und Kabarett auf, der über fünf Seiten hinweg beschrieben wird. „Der Rest“ (Bars, Clubs und Livemusik) dagegen wird auf drei Seiten zusammengequetscht… und das bei der lebhaften Münchner Nightlife-Szene.
Das Herz – Die Sehenswürdigkeiten und Spaziergänge
Auf einigen Seiten bietet Merian live! München Infos zu den Münchner Sehenswürdigkeiten und beschreibt diese relativ ausführlich. Zudem schließt der Reiseführer auch Orte mit ein, die nicht unbedingt zu touristischen Hauptzielen gehören wie z.B. die Michaelskirche im Stadtteil Berg am Laim oder St. Georg in Bogenhausen. Und dann bekommt man vier Stadtspaziergänge präsentiert. Alle Spaziergänge beginnen in oder am Rande der Altstadt und behandeln die wohl bekanntesten und bei Touristen beliebten Stadtviertel (Maxvorstadt/Schwabing, Haidhausen, Glockenbachviertel) oder auch die Isarauen.
Das ist eine schöne Mischung und mal was anderes als die „Marienplatz-Frauenkirche-Hofbräuhaus-Touren“. Die Beschreibungen sind gut, hier und da jedoch etwas kurz. So wird das Ziel des Isarauen-Spaziergangs (Tierpark Hellabrunn) lediglich im letzten Satz erwähnt. Und ein Satz fiel besonders auf im Glockenbach-Spaziergang: „Das noch nach ihm benannte Glockenbachviertel ist auch vielen Münchnern nicht bekannt.“ Dieser Satz stimmt halt nicht und wird lustigerweise im folgenden Text auch selbst widerlegt, wenn über „stadtbekannte Friseure“ und „Treff fürs junge Ausgeh-Volk“ geschrieben wird. Was sehr gut gefällt sind die Landkarten mit eingezeichneten Routen und Sehenswürdigkeiten, die auch eine großräumigere Orientierung zulassen. Die Ausflüge ins Umland werden (wie bei allen anderen bisherigen Reiseführern in diesem Format) etwas knapp behandelt. Immerhin: Im Merian gibt es dazu schöne Straßenkarten, die einem Orientierung außerhalb Münchens bieten.
Die Kür…
Gut gefällt auch der ausführliche Teil „Wissenswertes über München“. Hier ist vieles, was München ausmacht, gut und prägnant beschrieben. Vom Verkehr über Wetter und Geschichte bis hin zum witzig beschriebenen „kulinarischen Lexikon“. Und noch ein Pluspunkt: Hinten ist eine Stadtkarte über mehrere Seiten verteilt abgedruckt. Wer lieber einen klassischen Faltplan benutzt, bekommt auch diesen mitgeliefert. S-Bahnplan und ein (sehr übersichtlicher) Altstadtplan, jeweils vorne und hinten in den Buchklappen runden das Orientierungsangebot ab. Beim Merian live! geht man also nicht so schnell im Großstadtdschungel verloren.
Doch eine Frage sei erlaubt: Warum gibt es eine Karte der Allianz-Arena? Es gibt wohl nur zwei Möglichkeiten dieses Stadion zu betreten. Bei einem Fußballspiel oder einer Arena-Führung. Und bei beiden braucht man wohl keine Karte…
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