Öffentlicher Greeter-Spaziergang in der Au

das Pesthaus

Das großartige Wetter passte so gar nicht zu dem einstmals dunklen Stadtviertel – der Au – das uns Greter Monika im Rahmen unserer öffentlichen Greeter-Spaziergänge gezeigt hat. Und sie kennt das Viertel noch aus dunklen Tagen, schließlich wuchs ihr Vater in der Au auf und hat so einiges miterlebt.

Die heute recht beliebte Wohngegend war nicht immer so ein Juwel: Immerhin liegt das Viertel nahe an der Isar und war von diversen Seitenflüßen durchzogen und wurde daher regelmäßig überflutet. Mit Schaudern erinnert man sich beispielsweise an die Flut von 1813. Damals fanden rund 100 Schaulustige den Tod, nur weil sie auf einer der Isarbrücken standen, um die Flutmassen zu bestaunen. Bis die Wassermaßen die Brücke einrissen. Aber keine Angst – heutezutage besteht kaum noch die Gefahr, dass eine Flutwelle die Brücke zerstört! Denn die Isar ist inzwischen gezähmt.

Doch die Au war nicht nur wegen der Überflutungen berüchtigt: Es war auch der Ort, an dem sich alles Gesindel niederließ, dem das Bürgerrecht der Stadt München verweigert wurde – ein Vorteil für die dort ansässigen Färbereien, Papiermühlen und die Holzindustrie und später auch Papier- und Tabakfabriken, die dadurch immer billige Arbeitskräfte fanden. Ausbeutung war also an der Tagesordnung. Dass soziale Probleme und das tägliche Verbrechen nicht ausblieben, liegt auf der Hand. Das alte Waisenhaus (wo Kinder zu arbeiten oder zu betteln hatten, um ihr täglich Brot zu verdienen) oder das alte Gefängnis (das unzählige Häftlinge nach Wien zur Hinrichtung schickte, weil es in München keinen Scharfrichter gab) zeugen noch heute davon. Nicht mehr zu sehen ist dagegen die berüchtige Kneipe, in der Ex-Häftlinge bei Vorzeigen ihres Entlassungsscheins aus dem Gefängnis Freibier bekamen.

das alte Gefängnis

Gewohnt wurde damals in sogenannten Herbergen. Heute existieren fast keine dieser kleinen, ein bis zweistöckigen Herbergshäuser, den typischen Arbeiterwohnstätten des 19. Jahrhunderts. Nur am „Herrgottseck“ (das ist wirklich der offizielle Straßenname 🙂 ) kann man noch in die Geschichte abtauchen und sich ein paar dieser alten Häuser ansehen. Wer hier flaniert, vergisst völlig, dass er sich gerade in einer Millionenstadt befindet. Und je mehr man sich dem Mühlbach nähert, der hier noch durchs Viertel fließt, desto idyllischer und stiller wird es – vom Rauschen des Bachs mal abgesehen.

rund um den Auer Mühlbach

Zurück in der Zivilisation empfehlen wir Munich Greeter einen kleinen Stop in einem wunderschönen, typisch Münchner Gasthof mit Biergarten: in der „Kleinen Schmausefalle“. Nach ein oder zwei Bier dort kann man drüber nachdenken, am nächsten Seifenkistenrennen teilzunehmen, das einmal im Jahr am Gebsattelberg gleich ums Eck stattfindet. Das Rennen findet immer zur Sommerdult Ende Juli – offiziell Auer „Jakobi“ Dult – statt.

Die Münchner gingen und gehen hierher, um zu essen, zu trinken, neue Gerätschaften für Küche und Haushalt einzukaufen. Die Kinder freuen sich aufs Karussell fahren. Die Auer Dult ist also immer einen Besuch wert.

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