Hotel

20160410_142020Wenn ich mit Greet-Gästen in der Innenstadt unterwegs bin, steht meist auch der Promenadeplatz auf dem Programm. Weil er so elegant ist und so viele Geschichten mit ihm verbunden sind. Zum Beispiel die über die silbern glänzende Statue an seiner Ostseite. Das ist der Graf von Montgelas. Heutzutage würde man ihn als Superminister bezeichnen, war er doch (mit Unterbrechungen) von 1799 bis 1817 unter dem Kurfürsten und späteren König von Bayern Max I. Joseph bayerischer Außenminister, Finanzminister sowie Innenminister. In diesen Funktionen setzte er eine weit reichende Umgestaltung und Modernisierung der Verwaltung und Politik Bayerns durch, die alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens umfasste. An so jemand sollte schon erinnert werden. Deshalb steht der gräfliche Reformer seit April 2005 am Kopfende des Platzes und wird auf den ersten Blick gerne mit Mozart verwechselt.

20160410_142715Ursprünglich standen auf dem heutigen Platz die städtischen Salzstadel – München war ja seit seiner Gründung Handelsplatz für das „weiße Gold“ des Mittelalters. Die Salzstadel wurden 1778 abgerissen und der dadurch entstehende Platz zunächst als Paradeplatz genutzt. Erst 1804 (unter Herrn von Montgelas) wurde der Platz zu einer Grünanlage umgestaltet, auf der man promenieren (neudeutsch: Spazieren gehen) konnte. Daher der heutige Name. Weil Promenieren Anfang des 19. Jahrhunderts nicht eben zu den üblichen Freizeitbeschäftigungen zählte, wurde die Errichtung einer Grünanlage „nur für´s Promenieren“ zunächst misstrauisch beäugt. Später legte sich das und seitdem wandelt man den Platz entlang und ergeht sich in Überlegungen zu seinen anderen Kuriositäten.

20160410_141915Als da wäre die Statue des Renaissancekomponisten und Münchner Hofkapellmeisters Orlando di Lasso (1532 – 1594). Der muss sich sein Denkmal, genau gesagt den Sockel, mit einem anderen Musik-Idol teilen – Michael Jackson. Von unzähligen Fotos blickt die Popikone auf den geneigten Betrachter. Davor stehen frische Blumen und zahlreiche Dekoartikel. Das Kultusministerium duldet die seit sieben Jahren bestehende Gedenkstätte. Zank gab es laut Zeitungsberichten jedoch zwischen diversen Fangruppen, die das „Besitzrecht“, also eigentlich das Dekorationsrecht, für sich beanspruchen. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom Juli 2015 hat das Ministerium in einem Schreiben beide Seiten um eine „friedliche Koexistenz“ gebeten, da sonst „leider die dauerhafte Entfernung des Memorials erforderlich“ sei. Daraufhin ist wieder Ruhe eingekehrt…

20160410_141942Ja, Ruhe! Die findet man auf einer der zahlreichen Bänke oder im Blue Spa – dem Wellnessrefugium des Luxushotels Bayerischer Hof, hoch über den Dächern von München. Vielleicht hat Mr. Jackson sich dort auch verwöhnen lassen, mit einer Gesichtsmassage oder einer Runde im leuchtend blauen Pool oder mit einem Cocktail und Blick über die Stadt…übernachtet hat er jedenfalls. Mehrmals. Und vielleicht hat er beim Abendessen Keith Richards getroffen, oder Bruce Springsteen. Die haben laut Gästebuch der 1841 eröffneten Edelherberge auch schon ihr Haupt dort gebettet. Sowie zahlreiche weitere Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Alle waren da…Wer will, kann nachlesen unter www.bayerischerhof.de.

Oder – was auch als Nicht-Hotelgast möglich ist – eine Tageskarte für das Blue Spa erwerben und sich vom Wirbel der Stadt erholen. Außerdem gibt es mehrere Restaurants und Bars, z.B. Falk´s Bar im historischen Spiegelsaal – der einzige historische Raum des Hotels, der die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs unversehrt überstanden hat. Ich gehe lieber in die Bar Tabacco (www.bartabacco.com) in der Hartmannstraße. Die befindet sich direkt gegenüber vom Haupteingang des Hotels auf der anderen Seite des Promenadeplatzes. Erhältlich sind alle klassischen Cocktails, eine gute Whiskeyauswahl und leckeres Barfood – serviert im Ambiente eines englischen Herrenclubs.

20160410_142254In diesem gemütlichen, sicheren Raum lässt sich vortrefflich über die Fährnisse der Politik nachdenken. Manche haben ihr politisches Amt mit dem Leben bezahlt – wie Kurt Eisner. Der pazifistische USPD-Politiker war der erste Ministerpräsident Bayerns nach dem Sturz der Monarchie. Keine 50 Meter von der Montgelas-Statue entfernt, in der Kardinal-Faulhaber-Straße, wurde Eisner am 21. Februar 1919 von Leutnant Anton Graf von Arco auf Valley mit zwei Schüssen aus unmittelbarer Nähe in Rücken und Kopf erschossen. Er wurde auf dem Weg in den Landtag ermordet, wo er nach der verlorenen Landtagswahl seinen Rücktritt anbieten wollte.

Genau an dieser Stelle befindet sich eine Stahlplatte mit den Umrissen Eisners, wie sie von der Polizei beim Auffinden eines Toten mit Kreide markiert werden. Darüber die Inschrift:

KURT EISNER, DER AM 8. NOVEMBER 1918 DIE BAYERISCHE REPUBLIK AUSRIEF, NACHMALIGER MINISTERPRÄSIDENT DES VOLKSSTAATES BAYERN, WURDE AN DIESER STELLE AM 21. FEBRUAR 1919 ERMORDET.

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