Um die vorletzte Jahrhundertwende war München Anziehungspunkt für eine Reihe ungewöhnlicher Persönlichkeiten, die der Stadt manchmal sogar ein bauliches Gepräge gaben. Von welchem Gebäude die Rede ist, erfahrt ihr hier…
Das Atelier Elvira wurde 1887 von Anita Augspurg und ihrer damaligen Freundin Sophie Goudstikker als Fotostudio gegründet. Es lag an der Von-der-Tann-Straße 15, schräg gegenüber dem Prinz-Carl-Palais, und war das erste Frauenunternehmen Deutschlands. Die beiden Frauen galten mit ihren Kurzhaarfrisuren, ihrer Reformkleidung, ihren öffentlichen Bekenntnissen für den Kampf der Frauenbefreiung und ihrem Lebensstil als auffällige Erscheinungen ihrer Zeit.
Die Kunden störte dies überhaupt nicht – das Studio fand Anklang, nicht nur bei wohlhabenden Bürgern, sondern auch bei Adeligen, Hof- und Staatsbeamten. Mit Goudstikkers Ernennung zur Königlich Bayerischen Hofphotographin durfte das Fotostudio die Bezeichnung Hofatelier führen. 1897 entschlossen sich Augspurg und Goudstikker zu einem Neubau, der nicht unumstritten war. Insbesondere die Fassade regte zu bissigen Kommentaren an: Das Haus sei „eine Drachenburg“, errichtet im „Polypenrokoko“. Tatsächlich zeigt die Fassade keinen Drachen, keine Muschel und auch keine Meerjungfrau. Sie stellt Gefühle dar, die durch die Bewegung der Formen vermittelt werden: Kraft, Leichtigkeit, Schärfe, Verspieltheit.

von Unbekannt [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons

Anita Augspurg by Sophie Goudstikker (1865-1924), Atelier Elvira [Public domain], via Wikimedia Commons
Die Stadt München verleiht seit 1994 jährlich den mit rund 5.000 Euro dotierten Anita-Augspurg-Preis zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen.
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