Die jungen Wilden des 19. Jahrhunderts: Sammlung Schack

Vom Friedensengel hinunter über die Isar gehend, kommt ihr auf die Prinzregentenstraße, an der gleich nach der Luitpoldbrücke auf der rechten Seite eine eher wenig beachtete Gemäldesammlung beheimatet ist – die Sammlung Schack.

Das Gebäude Prinzregentenstraße 9 war mal Nachbarhaus der bayerischen Staatskanzlei und sieht schon nach was aus. Ein massiger, klassizistischer Bau aus dem Jahr 1908, an dessen Giebel der Bauherr und Spender verewigt ist: „Kaiser Wilhelm II. der Stadt München zur Mehrung ihres Ruhmes und großen Künstlern zum Gedächtnis.“ Das Gebäude hatte ursprünglich eine Doppelfunktion: zum einen befand sich hier die preußische Gesandtschaft, zum anderen fand die einmalige Sammlung von Künstlern der Spätromantik ihr Zuhause, die Wilhelm II. 1894 testamentarisch von Adolf Friedrich Graf von Schack geerbt hatte.

Der kunstsinnige Graf, 1815 in Schwerin geboren, war zunächst als Jurist und Diplomat im mecklenburgischen Staatsdienst tätig, folgte aber 1856 dem Ruf Maximilians II. nach München, wo er zum Kreis der Wissenschaftler und Schriftsteller gehörte, die die Residenzstadt nach den Vorstellungen des Königs „zu einem Weimar des 19. Jahrhunderts“ machen sollten. Der reiche Adlige aus dem hohen Norden interessierte sich auf das Lebhafteste für die Malerei und kannte sie in der Folge alle persönlich – die, wie sich später zeigte, wichtigen Maler seiner Zeit und kaufte den damaligen jungen Wilden zuweilen ganze Werkgruppen ab. Heute gehören Künstler wie Arnold Böcklin oder Moritz von Schwind zum Kanon der deutschen Malerei, im 19. Jahrhundert waren sie Avantgarde und mitnichten unumstritten.

Die Sammlung führt ein Aschenputteldasein, was von Vorteil ist – häufig ist man mit den Gemälden auf zwei Etagen, den Museumswächtern und ein paar Besuchern allein und kann in himmlischer Ruhe genießen. Jeder Raum ist ganz in rot, blau oder grün gestrichen. Die farbigen Wände geben den Bildern nochmal eine ganz besondere Atmosphäre.

Welche Bilder sind ausgestellt? Als Kind faszinierte mich die Abbilddung des „Rübezahl“ auf einem Schallplattencover. Da stapft er im kurzen Gewand, mit nackten Beinen, Clogs an den Füßen, durch das Riesengebirge. Das Gesicht mürrisch, halb verborgen unter der Kapuze, nur der rote Vollbart ist seltsam steif nach vorne gereckt, Händen auf dem Rücken verschränkt, darin ein langer Knüppel. Schaurig schön. Regt die Fantasie an. Der originale Rübezahl hängt in der Schack-Galerie, neben zahlreichen weiteren Gemälden von Moritz von Schwind, darunter „Des Knaben Wunderhorn“. Abgesehen von Schwinds Sagen- und Märchengestalten, die mit einer kurzen Schilderung der jeweiligen Sage ergänzt sind, findet man in den blauen Räumen Böcklins nachtdunkle Traumbilder, aber auch den „Hirtenknaben“ von Franz von Lenbach. Der hat übrigens, als er arriviert und gefragter Porträtist der damaligen Prominenz war, auch seinen früheren Mäzen im Alter von 60 Jahren porträtiert. Das Bild hängt ebenfalls in der Galerie. Irgendwie schaut der Mann aus wie Johnny Depp.

Die Schack-Galerie erreicht ihr mit dem StadtBus 100 (Haltestelle Reitmorstraße/Sammlung Schack). Sie ist von Mittwoch bis Sonntag von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, an jedem 1. und 3. Mittwoch im Monat ist Abendöffnung bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro, am Sonntag 1 Euro.

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