Bayerische Esskultur in den USA – oh Gott!

Zufälligerweise bin ich im Internet auf die Webseite des „Hofbräuhaus New York City“ gestoßen.

Maibaum/Maypole

Maibaum/Maypole

Und was soll ich sagen… ja ich war sprachlos.

Was dort den Amerikanen als bayerisch verkauft und gezeigt wird, lässt sofort verstehen, warum Amerikaner glauben, dass hier in Bayern alle in Lederhosen rumhüpfen, und den ganzen Tag Sauerkraut essen (beides stimmt nicht, wie ihr im folgenden erfahren werdet).

Die Munich Greeter zeigen euch was wirklich bayerisch ist…

Beim Blick auf die Speisekarte des Hofbräuhaus New York würde jeder Bayer die Nase rümpfen. Und das nicht nur wegen der außerordentlichen Preise. Die Maß Bier für 16 $ (rd. 12 €) ist teurer als auf dem Oktoberfest (10 €/13,50 $).
Und eine große Brezn kostet 9,50 $ (rd. 7 €). Da tröstet es auch nicht, dass man zur Brezn eine Auswahl an Senf serviert bekommt (Bäh! warum wird den Amis suggeriert, Bayern essen Brezen mit Senf?)

Und die Kakophonie des Grauens geht weiter… wird doch tatsächlich ein „Haus Dog“, also ein Hofbräu-Hotdog mit Wiener angeboten, auf das Sauerkraut (was sonst!), Zwiebeln, saure Gurken und Schweizer Käse (welcher auch immer – Emmentaler?) kommen. Ist das jetzt dem amerikanischen Geschmack geschuldet? Leider nein! Denn auch auf der nächsten Seite der Speisekarte – unter „Traditional Items“ – ist wirklich keine bayerische Küche zu finden. Da gibt es zwar a halbes Hendl (das ist schon mal traditionell), aber mit was für einer Beilage! Da muss der Bayer erst mal einen kräftigen Schluck aus seiner extra teuren Maß nehmen: Das Hendl wird mit Spätzle serviert! Spätzle!!! Naja, wer Senf zur Brezn isst, hat wohl kein Problem mit Spätzle zum Hendl…

Also nun für alle Amerikaner, die glauben das sei bayerisches Essen: Nein, ist es nicht! (allerhöchstens Teile davon…)

Die Wahrheit über Brezn:
Die bayerische Brezn ist weich. Man isst sie als Beilage z.B. zu Weißwürsten oder zu Hendl. Oder man verzehrt sie als Hauptspeise mit Butter oder Obazdn. Man darf sie natürlich auch in Senf tauchen, aber in Bayern wird man niemals Brezen mit Senf servieren!

Hotdogs
haben so viel mit Bayern zu tun wie Chop Suey mit Amerika. Hotdogs (noch dazu mit Sauerkraut, Zwiebeln und Schweizer Käse) gibt es hier in Bayern nicht! Das ist eine lokale Erfindung, wie das „Baguette Americain“ in Frankreich, wo in ein Baguette Pommes und Ketchup gefüllt werden.

Halbes Hendl
zum Hendl wird traditionell Kartoffelsalat und/oder Brezn gegessen. Aber niemals niemals niemals Spätzle! Spätzle sind eine traditionelle Beilage zu Gerichten, die Soße haben (z.B. Braten) oder sie werden als eigenes Gericht gegessen (z.B. Käsespätzle). Zum Hendl sind Spätzle eine sehr trockene Angelegenheit. Was mich zu der Frage führt, ob die Amerikaner Soße über das Brathendl kippen? – Ich hoffe nicht!

Sauerkraut
Wow… Klichees halten sich. Es fallen mir wirklich im Moment nur drei traditionelle Gerichte der Bayerischen Küche ein, zu denen tatsächlich Sauerkraut als Beilage gegessen wird.
– Nürnberger Rostbratwürstl
– Braten (weniger Schweinebraten, eher Gänse- oder Entenbraten)
– Schlachtplatte
Schupfnudeln würde ich nicht unbedingt der Bayerischen Küche zurechnen… eher der Baden-Württembergischen.

Und wenn es Sauerkraut gibt, dann gekocht und nicht „lightly battered, golden fried“! (frittiertes/gebratenes Sauerkraut… hui…)

Also liebe Amerikaner… wenn ihr wirklich bayerische Küche genießen wollt, meldet euch doch für einen Greet an und fragt euren Greeter, ob er mit euch etwas essen geht. Ihr werdet merken… Bayerische Küche ist nicht das, was es in den Lokalen in den USA gibt.

Ach und nochwas: Bierkrüge aus Zinn/Metall wie hier in einem amerikanischen Lokal zu sehen, wurden in Bayern wohl zuletzt im Mittelalter verwendet.

Und nochwas… Der Schnaps/Likör „Killepitsch“ auf der Getränkekarte des Hofbräuhaus New York City hat erst recht nix mit Bayern zu tun (er kommt aus Düsseldorf)!

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